Rundgang durchsjüdische Kobersdorf
Jüdische Geschichte lebendig erzählt
Vergangene Woche lud die Bezirksgruppe der Grünen Oberpullendorf zu einem besonderen historischen Rundgang in Kobersdorf. Gemeinsam mit Erwin Hausensteiner, Altbürgermeister, Autor und profunder Kenner der regionalen Geschichte, begaben sich zahlreiche Interessierte auf eine Spurensuche jüdischen Lebens. Auf dem Weg von der ehemaligen Synagoge bis hin zum alten Waldfriedhof erfuhren die Teilnehmer:innen eindrucksvoll, wie eng die Geschichte der jüdischen Gemeinde mit der Region verwoben ist – von ihrer Ansiedlung im 16. Jahrhundert bis zu ihrer Vertreibung in der NS-Zeit.
Im Mittelpunkt stand die bewegte Geschichte der jüdischen Bevölkerung Kobersdorfs – ihre Anfänge, ihr Alltag, ihre Verfolgung und das, was bis heute an sie erinnert.
Was Erwin Hausensteiner dabei über die jahrhundertealte Geschichte zu erzählen wusste, zeigt, wie tief die Spuren jüdischen Lebens bis heute im Ort verankert sind.
Jüdisches Lebens in Kobersdorf
Knapp 500 Jahre sei es her – das ungarische Heer wurde von den Osmanen besiegt. Juden, die aus Sopron vertrieben wurden, fanden ab 1526/27 Unterschlupf in der Herrschaft Kobersdorf.
1860 errichtet, wurde die Synagoge im Zuge des Novemberpogroms 1938 schwer beschädigt. Allerdings wurde die Kobersdorfer Synagoge nicht in Brand gesteckt, da man einen Übergriff der Flammen auf das vis-à-vis gelegene Schloss befürchtete. Zur Sprengung kam es auch nicht. Der Sprengmeister verweigerte nämlich 1942 die Ausführung, weil kurz zuvor bei der Sprengung der Synagoge in Deutschkreutz durch Steinschlag ein Kind ums Leben gekommen war, wird erzählt. So überstand die Kobersdorfer Synagoge als eine der wenigen in Österreich den Nationalsozialismus.
Im Halbkreis rund um das Schloss, auf der Seite, auf der sich die Synagoge befindet, lag einst das Judenviertel. Altbürgermeister Erwin Hausensteiner erwähnte bei seinem Rundgang, was darüber bekannt ist.
Weiter ging es Richtung jüdischer Friedhof – vorbei am Haus in der Waldgasse, in dem die Vorfahren des berühmten Malers Ernst Fuchs gelebt haben. Die Begräbnisstätte ist heute ein idyllischer Waldfriedhof, der vor etwa 400 Jahren angelegt wurde. Er umfasst ein riesiges Areal von 5.700 Quadratmetern. Insgesamt gibt es dort mehr als 1.400 Grabsteine.
Erinnerung, die bewegt
Sichtlich beeindruckt vom Gesehenen und Gehörten ging die Gruppe auseinander. Der geführte Rundgang mit dem Einblick in das jüdische Leben war eine direkte Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte.
Kobersdorf ist nur einer von 13 Orten im Burgenland, in denen es bis 1938 eigenständige jüdische Kultusgemeinden gegeben hat. Im Mittelburgenland sind es noch Deutschkreutz und Lackenbach.