Weltkrebstag
Fokus auf Langzeitüberlebende und bessere Versorgung
Am 4. Februar findet jährlich der Weltkrebstag unter dem Motto „Gemeinsam einzigartig“ statt. Eine Krebsdiagnose verbindet viele Menschen, doch jede Erkrankung verläuft individuell und hat unterschiedliche Langzeitfolgen. Auch nach vielen Jahren sind Betroffene oft mit gesundheitlichen, psychischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. In Österreich rückt die Forschung auf diesem Gebiet zunehmend in den Fokus.
„Der Fortschritt in der Krebsbehandlung hat die Überlebensraten deutlich erhöht. Das ist ein großer Erfolg. Aber damit wächst auch die Gruppe jener Menschen, die langfristig mit den Folgen der Erkrankung oder Therapie leben müssen. Wir brauchen umfassendere Studien und maßgeschneiderte Unterstützungsmodelle“, betont Dr. Johannes Mayr, Facharzt für Onkologie an der Medizinischen Universität Wien.
Langzeitfolgen und ihre Auswirkungen
Schätzungen zufolge leben in Österreich derzeit rund 300.000 Menschen, deren Krebserkrankung mehr als fünf Jahre zurückliegt. Viele leiden an Spätfolgen, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. „Krebs hinterlässt oft Spuren, auch wenn die Erkrankung überstanden ist. Neben körperlichen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Problemen, chronischer Erschöpfung oder Nervenstörungen sind auch psychische Belastungen und soziale Schwierigkeiten häufige Begleiterscheinungen,“ so Univ.-Prof. Dr. Maria Berger, Onkologin und Präsidentin der Österreichischen Krebshilfe.
Forschung und neue Versorgungsmodelle
Derzeit laufen mehrere Forschungsprojekte an österreichischen Universitäten, um Daten zu Langzeitüberlebenden zu sammeln und Auslöser für bestimmte Langzeitfolgen zu identifizieren. „Wir wissen bisher noch zu wenig über die Bedürfnisse dieser Patientinnen und Patienten. Studien sind entscheidend, um wirksame Nachsorgeprogramme zu entwickeln,“ erklärt Dr. Peter Leitner, Experte für Versorgungsforschung an der Universität Graz.
Neue Versorgungsmodelle setzen auf umfassende Konzepte, bei denen medizinische Nachsorge, Psychoonkologie, Ernährungsberatung und Bewegungstherapie kombiniert werden. „Die langfristige Begleitung von Betroffenen muss integrativer werden. Ein regelmäßiger Zugang zu spezialisierten Fachkräften und psychosoziale Beratung sind entscheidende Bausteine,“ so Dr. Martina Fuchs, Psychoonkologin an der Uniklinik Innsbruck.
Blick in die Zukunft
Langzeitüberlebende benötigen strukturierte und flexible Nachsorgeangebote, die individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Prof. Berger fordert: „Die Gesundheitsversorgung muss stärker darauf ausgerichtet sein, Betroffenen ein erfülltes Leben auch nach einer Krebserkrankung zu ermöglichen. Es braucht den politischen Willen, diese Versorgungslücken zu schließen.“
Am Weltkrebstag steht daher nicht nur die Prävention und Behandlung im Mittelpunkt, sondern auch die Unterstützung jener Menschen, die nach ihrer Genesung mit Spätfolgen kämpfen. Wir setzen uns dafür ein, diesen Bereich in der Forschung weiter zu stärken und Betroffene nicht alleine zu lassen.