HUMUS im Kreislauf Erde-Wasser-Luft
HUMUS im Kreislauf Erde-Wasser-Luft – Pflanzenkohle als Schlüssel für gesunde Böden und Klimaschutz
Terra Preta – Das Wissen der Amazonas-Urvölker für unsere Böden
Gerald Dunst erklärte in seinem Vortrag die Besonderheit der „Terra Preta“ (Schwarzen Erde), einer besonders fruchtbaren Erde, die von den Ureinwohnern des Amazonas vor Hunderten von Jahren entwickelt wurde. Dieses Wissen wurde von Sonnenerde aufgenommen und durch intensive Forschung erfolgreich nachgebildet. „Nach sechs Jahren intensiver Arbeit ist es uns gelungen, eine Erde zu entwickeln, die der originalen Terra Preta zu 96 % entspricht,“ so Dunst stolz. Der große Vorteil dieser Pflanzenkohle-reichen Erde: Höchste Erträge können ohne zusätzliche Düngung erzielt werden, was sie sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich äußerst attraktiv macht.
Bodengesundheit verstehen – lebendige Erde für ein stabiles Ökosystem
Anhand beeindruckender Bodenschnitte verdeutlichte Dunst den Unterschied zwischen herkömmlich gedüngtem und humusreichem Boden. Herkömmlicher Boden hat oft nur eine fruchtbare Schicht von rund 20 cm und darunter eine verdichtete Schicht, die für Pflanzen schwer durchdringbar ist. Humusreicher Boden hingegen bleibt bis zu einer Tiefe von 120 cm locker und speicherfähig. Diese Bodenstruktur wirkt sich direkt auf die Lebensgemeinschaft im Boden aus: Während auf konventionellen Böden pro Quadratmeter etwa 6 Regenwürmer zu finden sind, kann der humusreiche Boden bis zu 600 Regenwürmer beherbergen. Diese sorgen für eine gute Durchlüftung und Wasserspeicherung und machen den Einsatz chemischer Mittel überflüssig.
„Das Bodenleben ist in vielerlei Hinsicht mit dem Mikrobiom in unserem Darm vergleichbar“, erklärte Dunst. Besonders Pilze und Bakterien spielen eine wichtige Rolle, denn sie bilden ein Netzwerk im Boden, das Nährstoffe über weite Strecken transportieren kann und so die Pflanzen umfassend versorgt. Diese Böden fördern die Pflanzenvitalität und schützen das Grundwasser, da sie weniger Nitrat freigeben als konventionell gedüngte Böden. Zusätzlich sind humusreiche Böden in der Lage, bis zu 500 mm Niederschlag aufzunehmen – ein unschätzbarer Vorteil in Zeiten zunehmender Extremwetterereignisse.
Mit Pflanzenkohle zum Klimaschutz – Jeder kann mitwirken
Pflanzenkohle, die Terra Preta so besonders macht, bindet Kohlenstoff im Boden und leistet dadurch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. „Humus besteht zu 58 % aus Kohlenstoff und hilft so, große Mengen CO₂ dauerhaft im Boden zu binden“, führte Dunst aus. Diese Eigenschaft der Pflanzenkohle und ihre Wirkung für die Bodenfruchtbarkeit macht sie zu einem wichtigen Baustein für die Transformation zu einer klimafitten Zukunft – und das nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im Hausgarten.
Praktische Wege zum Humusaufbau
Neben der Pflanzenkohle stellte Dunst zahlreiche Methoden vor, mit denen jeder den Humusaufbau auf einfache Weise fördern kann. Hier eine Auswahl der vorgestellten Maßnahmen:
- Wintersaaten anstatt Kahlstellen: Eine abwechslungsreiche Wintersaat schützt den Boden im Winter und fördert die Humusbildung.
- Umwalzen statt Umackern: Um das Mikrobiom und die Bodenstruktur zu schützen, wird der Boden umgewalzt, anstatt tief umgeackert. Anschließend wird direkt eingesät, und die Mulchschicht schützt das Saatgut vor Trockenheit.
- Humusimpfung: Humus in Wasser oder Gülle aufgelöst und auf die Felder ausgebracht – eine wirkungsvolle Methode, die bereits beachtliche Erfolge in der Landwirtschaft zeigt.
- Überweiden in kurzen Intervallen: Tiere bleiben nur kurz auf einer Fläche, was das Bodenleben schont und den Humusaufbau fördert.
- Agroforst: Baumreihen zwischen Feldern fördern die Wasserspeicherung und verhindern Bodenerosion, wodurch die Erträge steigen und das Bodenleben stabilisiert wird.
Humus Plus: Ein Beispiel für erfolgreichen Humusaufbau in der Landwirtschaft
Besonderes Interesse weckte auch das Projekt „Humus Plus“ aus der ÖKO-Region Kaindorf, das sich auf den Humusaufbau fokussiert und an dem bereits 400 Landwirte teilnehmen. Das Projekt ermöglicht es Landwirt*innen, durch nachgewiesenen Humusaufbau CO₂-Zertifikate zu verkaufen. Diese CO₂-Bindung ist ein zusätzlicher Anreiz für umweltbewusste Betriebe, die sich an der Umstellung zu einer klimafreundlichen Landwirtschaft beteiligen möchten. Weitere Details zu „Humus Plus“ und zu nachhaltigen Landwirtschaftspraktiken sind unter humusplus.at zu finden.
Fazit: Eine nachhaltige Zukunft beginnt im Boden
Der Vortrag von DI Gerald Dunst hat deutlich gemacht, wie entscheidend gesunde Böden für die Zukunft unserer Landwirtschaft, die Qualität unserer Lebensmittel und den Klimaschutz sind. Dank Pflanzenkohle und gezieltem Humusaufbau kann jeder, ob im Garten oder im Feld, zur Verbesserung der Bodengesundheit beitragen und zugleich aktiv Klimaschutz betreiben. Das notwendige Wissen ist vorhanden – jetzt gilt es, es in die Praxis umzusetzen und die Transformation zu einer nachhaltigen Zukunft voranzutreiben.